Die meisten von der Abgas-Schummelei betroffenen Dieselmodelle wurden inzwischen von VW umgerüstet. Doch verbessern sich durch die Änderungen auch wirklich die NOx-Emissionen? Verschlechtern sich dadurch eventuell andere Werte wie Verbrauch oder Motorleistung? Der Automobilclub ADAC hat am Beispiel eines VW Polo 1.2 TDI nachgemessen.

NOx: Das Software-Update funktioniert
Der Dreizylinder-Diesel mit 75 PS wurde von 2010 bis zum Facelift im Jahr 2014 im Polo der fünften Generation angeboten. Der Motor gehört (wie die betroffenen 1.6 TDI und 2.0 TDI mit vier Zylindern) zur ,Schummel-Baureihe" EA189. Diese Diesel erkannten, dass das Auto einen Abgasmess-Zyklus absolviert und stellten sich darauf ein, was zu besonders niedrigen NOx-Emissionen führte. Der ADAC untersuchte nun einen Polo 1.2 TDI vor und nach dem Software-Update. Davor hielt der nach Euro 5 zertifizierte Wagen den entsprechenden NOx-Grenzwert (180 Milligramm pro Kilometer) ein – wenig überraschend, schließlich war die Schummelsoftware ja so programmiert. Nach der Umrüstung stieg der Stickoxidwert leicht, lag aber mit 132 Milligramm pro Kilometer immer noch weit unter dem Grenzwert. Die Abgasreinigung funktioniert also auch ohne die Schummelei.

Verbrauch und Leistung praktisch unverändert
Spannend wurde es bei der Auswertung der Verbrauchsmessung. Denn allgemein ist die gleichzeitige Optimierung von Spritdurst und Stickoxidemissionen ein Zielkonflikt: Ein mageres Gemisch führt zu niedrigem Verbrauch, aber hohen NOx-Werten, beim fetten Gemisch ist es umgekehrt. Doch auch der Verbrauch blieb nach den ADAC-Messungen weitgehend unverändert. Auch bei der Motorleistung stellten die Tester keine nennenswerte Änderung fest.

Aber: Der Normverbrauch ist höher als angegeben
Also alles in Butter? Leider nein. Denn der gemessene Verbrauch lag deutlich über den Herstellerangaben, und zwar vor wie nach der Umrüstung. Bei den CO2-Emissionen ergab sich eine Abweichung von 10,2 Prozent, der Verbrauch übertraf die Angaben um 9,6 Prozent, wobei die Messtoleranz schon abgezogen ist. Dabei geht es hier nicht um den Unterschied zwischen Norm- und Realverbrauch, denn auch der ADAC maß nach den EU-Normverfahren auf dem Prüfstand. Woher dieser Mehrverbrauch kommt, darüber geben die Messungen keine Auskunft.

Bei höherer Last deutliche NOx-Verbesserung
Dass der EU-Zyklus wenig mit der Realität zu tun hat, ist inzwischen allgemein bekannt. Deshalb maß der ADAC zusätzlich auch mit realitätsnäheren Verfahren, die auch dem ADAC-Ecotest zu Grunde liegen: dem WLTC-Zyklus und dem BAB130-Zyklus. Bei beiden treten höhere Lastzustände auf. Hier ergab sich durch die Umrüstung eine deutliche Verbesserung der NOx-Emissionen – um bis zu 22,9 Prozent. Unter Berücksichtigung der Messunsicherheit von zwei Prozent ergibt sich beim VW Polo je nach Zyklus ein geringer Verbrauchsanstieg von 0,5 bis 2,7 Prozent. Insgesamt entsprechen die Ergebnisse den Resultaten bei den 2.0-TDI-Modellen, die der ADAC im Juni 2016 untersucht hatte: Die Umrüstung ist für die Umwelt von Vorteil.

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