Der Diesel liegt am Boden. Bei Neu- und Gebrauchtwagenhändlern steht der Selbstzünder wie Blei, drohende Fahrverbote ängstigen die Verbraucher. Selbsternannte Umwelthelfer dreschen weiter munter auf ihn ein. Nur noch sechs Prozent der Bundesbürger würden sich beim Neuwagenkauf für einen Diesel entscheiden, so eine Studie des TÜV-Verbands. Doch jetzt stellt sich Bosch schützend vor den angeblich todgeweihten Motor. Neue Entwicklungen des Unternehmens können die Hersteller dabei unterstützen, die Stickoxid-Emissionen von Fahrzeugen so drastisch zu senken, dass sie schon heute künftige Grenzwerte einhalten.

Massive Stickoxid-Verminderung
Ganz konkret geht es darum, dass die jetzt vorgestellte Technik auch im Realbetrieb (Real Driving Emissions, kurz RDE) die aktuellen und auch die ab 2020 gültigen Stickoxid-Grenzwerte von maximal 120 Milligramm pro Kilometer unterbietet. Dabei hat Bosch nicht einmal das Rad neu erfunden, sondern vorhandene Technik weiter verfeinert. Zusätzliche Komponenten mit daraus folgenden Mehrkosten seien nicht erforderlich. Bei gesetzlich genormten RDE-Fahrten hat Bosch laut eigenen Angaben einen Wert von nur 13 Milligramm pro Kilometer erreicht, selbst bei aufwendigen Stadtfahrten liegt man bei lediglich 40 Milligramm.

Eine Frage der Temperatur
Zwei Einflüsse waren bisher kritisch für die Reduktion der Stickoxid-Emissionen in Dieselfahrzeugen: Das eine ist der Fahrer. Bosch hat mit einem reaktionsschnellen Luftsystem des Motors das technische Gegenmittel gefunden. Je dynamischer die Fahrweise, desto dynamischer muss auch die Abgasrückführung sein. Möglich wird dies unter anderem durch Turbolader, die schneller ansprechen als bisher. Und mit der Kombination von Hoch- und Niederdruck-Abgasrückführung wird das Luftsystem nochmals flexibler. Somit kann der Fahrer zügig anfahren, ohne dass die Emissionen stark steigen. Ebenso wichtig ist der Einfluss der Temperaturen. Für eine optimale Stickoxid-Konvertierung müssen die Abgase mehr als 200 Grad heiß sein – eine Temperatur, die gerade bei Stadtfahrten oft nicht erreicht wird. Hier setzt man auf ein ausgeklügeltes Thermomanagement des Dieselmotors. Bosch steuert jetzt aktiv die Abgastemperatur: die Abgasanlage bleibt damit so warm, dass sie in einem stabilen Temperaturbereich arbeitet und die Emissionen auf niedrigem Niveau bleiben.

Kein nachträglicher Umbau möglich
Der neue Bosch-Lösung basiert auf am Markt verfügbaren Komponenten. Sie steht Konzernangaben zufolge den Kunden ab sofort zur Verfügung und kann in die Serienentwicklung einfließen. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz will man noch einen Schritt weitergehen und den Verbrennungsmotor so weit entwickeln, dass dieser die Umgebungsluft mit Ausnahme von CO2 praktisch nicht belastet. Allerdings hat die innovative Bosch-Dieseltechnik einen Haken: Sie lässt sich nicht nachträglich nachrüsten. Zudem muss sie von jedem Autohersteller individuell an die jeweiligen Motoren angepasst werden.

Scheuer gegen technische Umrüstungen
Unterdessen lehnt Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer eine technische Nachrüstung von älteren Diesel-Autos ab: Mein Ministerium hat rechtliche, technische und finanzielle Bedenken gegen die Diesel-Umrüstung“, sagte der CSU-Politiker dem Automobilclub ADAC. „Man müsste Fahrzeuge kennzeichnen und aussperren, die nicht nachgerüstet wurden. Und das will ich nicht.“

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