Flach, rot und stark: Wer denkt da nicht spontan an Ferrari? Doch es gab eine Zeit, in der die japanischen Hersteller mit feinen Sportwagen zum Angriff auf das Establishment bliesen. Anfang der 1990er-Jahre sorgten Modelle wie der Mitsubishi 3000 GT oder der Honda NSX für Aufsehen, um nur einige Beispiele zu nennen. Auch Mazda ging mit der letzten Generation des RX-7 in die Vollen. Im Rahmen der „Mazda Classic Challenge“ rund um das Mazda-Museum in Augsburg hatten wir die Gelegenheit, den intern „FD“ genannten Wankel-Sportler zu fahren.

Mazda RX-7: Geburt vor 40 Jahren
Die Geschichte des Mazda RX-7 beginnt vor genau 40 Jahren: 1978 gab die Marke ihre Strategie auf, in fast allen Baureihen sowohl Otto- als auch Wankelmotoren anzubieten, da sich letztere als zu durstig erwiesen. Trotzdem wusste Mazdas Wankel-Mastermind Kenichi Yamamato um den Imagegewinn, den der Kreiskolbenmotor seiner Marke brachte. So ersann man den RX-7, einen Sportwagen mit flachem Vorderwagen und Klappscheinwerfern. Pluspunkte: Durch die gute Aerodynamik konnte der Verbrauch optimiert werden, zudem störten sich Sportwagen-Käufer nicht an dem einen oder anderen verbrauchten Liter mehr.

Mehr Emotionen, bitte!
Besonders in den USA entwickelte sich der RX-7 zu einem Verkaufsschlager: Dort war er deutlich günstiger als der optisch ähnliche Porsche 924. Während der 1980er-Jahre mischte Mazda mit Modellen wie dem 323 und 626 den europäischen Markt auf. Sie waren zuverlässig und günstig, aber auch völlig frei von Emotionen. Deshalb startete das Unternehmen 1988 das sogenannte „Kansei“-Programm und begann, aufregendere Autos zu bauen. Heraus kamen unter anderem der MX-5, das 121 „Ei“ oder der Eunos Cosmo mit Dreischeiben-Wankel. Und ein Fahrzeug, dass Marc Cranswick in seinem Buch „Mazda Rotary-engined Cars“ treffend „den großen Entertainer“ nennt: der Mazda RX-7 FD, vorgestellt im Jahr 1991.

Eleganz aus Kalifornien
Nun steht eben jener RX-7 vor mir. Und zwar als eintägiges Dienstfahrzeug für die bereits erwähnte „Mazda Classic Challenge“, Ich nehme den FD erst einmal parkend unter die Lupe: Die Designer im kalifornischen Mazda-Studio haben hervorragende Arbeit abgeliefert. Sinnliche Rundungen, das ganze Fahrzeug wirkt wie aus einem Guss. Selbst der optionale große Heckspoiler wirkt nicht wie ein Fremdkörper. Gewisse formale Ähnlichkeiten zum ersten MX-5, der zwei Jahre zuvor erschien, dürften Absicht sein. Noch deutlicher ist aber der Einfluss des FD-Designs auf die zweite MX-5-Generation.

Gut gefaltet ist halb gewonnen
Auf den ersten Blick wirkt der RX-7 FD größer, als er tatsächlich ist: 4,29 Meter Länge treffen auf 1,75 Meter Breite und 1,23 Meter Höhe. Besonders den letzten Punkt bekomme ich beim Einstieg zu spüren. Erst ist Hineinschlängeln angesagt, ehe ich tief im Auto sitze. Nicht wirklich vorteilhaft bei langen Beinen: Das Lenkrad ist nur in der Höhe verstellbar und auch das eher mäßig. Spätestens als mein 2,02 Meter messender Mitfahrer in Klappmesser-Haltung neben mir hockt, wird klar, dass der RX-7 eher auf japanische Konfektionsgrößen zugeschnitten ist. Hinter mir gibt es übrigens statt Sitzen nur Ablagefächer, in Japan wurde der RX-7 aber auch als (sehr optimistisch gedachter) 2+2 angeboten.

Ein Hauch von Porsche 959
Aber obwohl mein Kopf bedenklich nahe am einst serienmäßigen Schiebedach kratzt, fühle ich mich im RX-7 nach einigen Kilometern sehr gut aufgehoben. (Netterweise ist eine Klimaanlage serienmäßig.) Ich blicke auf fünf Instrumente, wie bei Porsche ist der Drehzahlmesser mittig angeordnet. Vor mir erstreckt sich eine flache Aluminium-Haube mit den RX-7-typischen Klappscheinwerfern, ideal um Leute zu grüßen! Möglich wird der flache Bug durch den Zweischeiben-Wankelmotor mit der Bezeichnung 13B-REW. Ähnlich wie im Porsche 959 gibt es hier einen zweistufigen Turbolader. Das im RX-7 von Hitachi zugelieferte Teil sorgt für 239 PS und 294 Newtonmeter Drehmoment. Ideal für den nur 1,3 Tonnen schweren Mazda, der sich damit in echte Sportwagen-Regionen begibt. Kein Wunder, schließlich war Takaharu Kobayakawa der Projektleiter für den RX-7 FD. Er hatte beim legendären Mazda-Sieg beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans 1991 den Hut auf.

Schneller als ein Ferrari
Das Ziel von Kobayakawa-san: Die Fahrleistungen des Honda NSX zum halben Preis. Tatsächlich waren sogar zeitgenössische Modelle der Spitzenklasse in Reichweite. 5,3 Sekunden auf Tempo 100 unterboten einen Ferrari 348 und Porsche 911 Carrera 2. Im Gegensatz zu diesen war der RX-7 zwar deutlich billiger, aber 85.000 DM hatte man 1992 auch nicht mal eben so in der Portokasse. Zumal dann eben nur Mazda auf dem Heck stand und innen schlichte Kunststoffe dominierten.

Schöner schalten
Schade, denn so entging vielen Freunden der automobilen Fortbewegung der Spaß, den ich im Mazda RX-7 FD habe. Auf kurzen Wegen schnalzen die fünf Gänge des Getriebes in ihre Position. Gut so, denn ich flippere oft durch die Schaltgasse. Schließlich weiß ich, dass beim Wankelmotor untenrum nicht viel läuft. Allerdings fährt sich der RX-7 bei niedrigem Tempo angenehmer als gedacht. Leise cruise ich durch malerische Dörfer rund um Augsburg, mit der serienmäßigen 16-Zoll-Bereifung rollt der Wagen entspannt ab. Doch als beim flotten Abbiegen leicht das Heck kommt, merke ich: da geht was.

Musik aus der Drehorgel
Also warte ich ab, bis die Straße breit und leer ist. Kommando Vollgaaaaaaaaas! Begleitet von einem immer hochfrequenteren, ins Bassige abgleitenden Turbinensound zischt die Nadel des Drehzahlmessers in Richtung roter Bereich. Oberhalb von 4.000 Umdrehungen haut der sequenzielle Lader auf den Putz, bei 5.000 Touren stehen die maximalen 294 Newtonmeter an. Weiter, immer weiter! PING! 7.000 Umdrehungen sind erreicht, ein Warnton verhindert dramatische Folgen für den Motor.

Präzisionswerkzeug für Kurven
Ein perfekter Autobahnjäger also, auch wenn dann der Verbrauch 15 Liter und mehr beträgt. Die ideale Umgebung für den RX-7 FD sind kurvige Landstraßen. Dort spielt er die Stärken seiner Einzelradaufhängung und der innenbelüfteten Scheibenbremsen aus. Und nicht nur das: Die Gewichtsverteilung liegt wegen des kompakten Wankelmotors bei 50:50. Wie auf Schienen fährt der RX-7 ums Eck und wird in den Händen eines Kenners zum Präzisionswerkzeug. Tatsächlich ein großer Entertainer!

Hierzulande eine Seltenheit
Auf dem deutschen Markt war dem letzten RX-7 ab 1992 leider kein großer Erfolg beschieden: Mazda selbst kalkulierte nur mit 300 Verkäufen im Jahr, schon 1996 nahm man den Wagen vom Markt. Nicht aber in Japan, wo die Mehrheit von 68.589 gebauten FD-Modellen unterwegs war. Dort möbelte Mazda den RX-7 bis 2002 optisch und technisch auf. Die letztgebaute „Series VIII“ brachte es auf 280 PS. Tuning-Fans holten natürlich noch viel mehr heraus, zu Filmruhm gelangte der RX-7 FD als Mitglied in diversen Teilen der „Fast and Furious“-Reihe.

Kehrt der Wankel zurück?
Doch Mazda hatte gemerkt, dass der RX-7 in vielerlei Hinsicht zu extrem geraten war. So entwickelte man als Nachfolger den RX-8 mit Platz für vier Personen und volksnäherer Preisgestaltung. Mit Erfolg: Zwischen 2003 und 2012 wurden rund 192.000 Fahrzeuge gebaut. Seitdem liegt der Wankelmotor bei Mazda auf Eis. Aber nicht mehr lange, denn 2019 soll ein eigenständig gestaltetes Elektroauto im Format des Mazda 2 den Wankel als Range Extender nutzen. Und vielleicht beglücken uns die Japaner 2020 zum 100-jährigen Jubiläum von Mazda mit einem RX-9. Schließlich hat schon manch Entertainer ein großes Comeback gefeiert.

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