Ikone, Koryphäe, Legende – suchen Sie sich einfach Ihre Lieblings-Ehrerweisung für die Mercedes G-Klasse aus. Sie wissen es vermutlich selbst: Gebaut seit 1979, mehr als 300.000-mal verkauft, DER Gelände-Chef schlechthin, in den letzten Jahren immer mehr aufgebrezelt zum Super-G. Auf Wunsch mit Portalachsen, sechs Rädern und 450 Millimeter Bodenfreiheit genauso wie mit Super-Nobel-Interieur und 630-PS-Biturbo-V12. Der einstige Militär-Asket ist wahrlich weit gekommen in seiner einzigartigen Karriere. Einzigartig dürfte auch die Nachfolge-Entscheidung sein. Oder kennen Sie ein anderes Auto, das nach 39 Jahren erstmals neu erscheint, nur um dann genau so auszusehen wie vorher? Aber natürlich trügt der Schein. So gut wie alles an der neuen G-Klasse ist auch neu. Und natürlich viel viel besser als bisher. Sogar, was die Geländeeigenschaften betrifft.

Deutlich breiter
Kommen wir zu den Äußerlichkeiten. Selbst Experten werden zweimal hinsehen müssen, um die neue von der alten G-Klasse zu unterscheiden. Mercedes spricht von straffer gezeichneten, stärker gespannten Flächen und einer angehobenen Oberflächenqualität. Außerdem wirken Stoßfänger und Radhäuser jetzt besser ins Gesamtkunstwerk integriert. Oder wie Mercedes es ausdrückt "weniger additiv".Viel wichtiger: Der Neue ist 53 Millimeter länger und satte 121 Millimeter breiter als bisher. Das hilft dem bis dato eher spärlichen Platzangebot der G-Klasse ordentlich auf die Sprünge. Der Beinraum hinten wächst um gewaltige 150 Millimeter, für die Ellenbogen gibt es immerhin 56 Millimeter mehr Freiheit.

Innen die größten Unterschiede
Überhaupt der Innenraum. Hier hat sich bei der neuen G-Klasse gefühlt am allermeisten getan. Das Cockpit ist komplett neu, auch wenn Klassiker wie der Haltegriff vor dem Beifahrer oder die Chrom-Schalter für die Differenzialsperren beibehalten wurden. Nostalgiker freuen sich, dass sie serienmäßig nach wie vor auf klassische Rundinstrumente blicken. Alle anderen können die riesigen 12,3-Zoll-Display-Twins bestellen (unter einem Deckglas vereint), die wir schon aus E- und S-Klasse kennen. Natürlich verfügt der G jetzt auch über die neuesten Assistenzsysteme. Dank der erstmals verbauten elektromechanischen Lenkung auch über Lösungen wie den Park-Assistenten. Die Rückbank ist mannigfaltig klappbar. Gegen Aufpreis gibt es ein Aktiv-Multikontursitz-Paket mit Massagefunktion, Sitzklima oder aufblasbaren Seitenwangen. Damit der geplagte Leib auch im unwirtlichsten Gelände nicht umherrutscht wie ein Weinbrand im Riesen-Schwenker.

Gelände-Werte allesamt verbessert
Und wo wir gerade beim Thema sind: Alle Schwarzmaler, die bei der Neuauflage den Komplettverlust sämtlicher Offroad-Eigenschaften befürchtet haben, werden – zumindest auf dem Papier – eines deutlich besseren belehrt. Es bleibt beim Leiterrahmen, es bleibt bei den drei 100-prozentigen Differenzialsperren und die Geländeuntersetzung ist sogar kürzer übersetzt als bisher. Bodenfreiheit zwischen den Achsen? Wattiefe? Rampen- und Böschungswinkel? Legen allesamt zu. Der Platz bis zum Grund steigt auf 241 Millimeter. Vorne sind es sogar 271 Millimeter. Die Wattiefe wächst um zehn auf 70 Zentimeter, die Böschungswinkel auf 30 und 31 Grad, der Rampenwinkel auf 26 Grad.

170 Kilo leichter
Damit die G-Klasse auf normalen Straßen nicht mehr ganz so unbeholfen umherrumpelt, hat Mercedes in Zusammenarbeit mit AMG ein gänzlich neues Fahrwerk konstruiert. Hinten bleibt es bei einer (nun mit vier Längslenkern und einem Panhardstab geführten) Starrachse, vorne gibt es erstmals Einzelradaufhängung mit einer Doppelquerlenkerachse. Für die Beibehaltung der Geländefähigkeit wurden die Achsen höhergelegt, die Steifigkeit mit einer Domstrebe im Motorraum verbessert. Für die Agilität sicher förderlich: Dank neuem Materialmix aus Aluminium und vielen hochfesten Stählen speckt die 2018er-G-Klasse um bemerkenswerte 170 Kilo ab und wird ganze 55 Prozent steifer. In Kombination mit der deutlich gewachsenen Spurbreite sollte der neue G nun also merklich besser ums Eck gehen.

Neuer Offroad-Modus
Ob Sie dafür unbedingt die neue Dynamic-Select-Lösung benötigen, dürfen Sie gerne selbst entscheiden. Nun kriegen Sie – in Verbindung mit dem optionalen Adaptiv-Fahrwerk – also auch in der G-Klasse die unvermeidlichen Fahrmodi. Fünf an der Zahl. Comfort, Sport, Eco und Individual kennen Sie bereits. Neu ist der sogenannte "G-Mode". Ihrer Verbrecher- oder Rapper-Karriere wird er vermutlich nicht auf die Sprünge helfen, den Fahreigenschaften im Gelände allerdings schon. Ist die Untersetzung oder eine der drei Differenzialsperren aktiviert, wird in den G-Mode gewechselt. Dieser passt Dämpfung, Lenkung und Gaspedalkennlinie ans Terrain an und vermeidet unnötiges Schalten für bessere Offroad-Kontrolle.

240 Euro teurer
Wir sollten noch über den Antrieb reden. Zum Start des neuen Modells gibt es genau einen. Den bekannten 4,0-Liter-Biturbo-V8 mit 422 PS und 610 Newtonmeter im G 500. Er hängt nun an der bekannten Neungang-Automatik und soll 11,1 Liter im Schnitt verbrauchen. Fahrleistungen nennt Mercedes bisher nicht, einen Preis allerdings schon. Die neue G-Klasse startet bei 107.041 Euro und ist damit genau 240 Euro teurer als bisher. Ein AMG-Topmodell wird sicher folgen. Dass es den 630 PS starken G 65 nochmal geben wird, darf aber bezweifelt werden. Live können Sie die neue G-Klasse noch bis zum 28. Januar auf der Detroit Motor Show bewundern. Der Marktstart erfolgt im Mai 2018.

Lesen Sie auch:

Bildergalerie: Endlich: Die neue Mercedes G-Klasse ist da