Diese Nachricht lässt es im Zeitungswald rauschen: Bis zum Jahr 2040 will Großbritannien den Verkauf von Autos, die einen Verbrennungsmotor unter der Haube haben, stoppen. Wer schon einmal durch London gelaufen ist, wird das begrüßen. Auch vor Institutionen wie dem typischen Londoner Taxi, dem ,Black Cab", macht die Zukunft nicht halt. Einen wichtigen Schritt macht jetzt der LEVC TX mit Plug-in-Hybrid.

Kult-Brite in China-Hand
LE-was? Der Reihe nach: Bislang war der Hersteller der schwarzen Kult-Droschken als ,London Taxi Company" bekannt. Die Firma gehört seit geraumer Zeit zum chinesischen Geely-Konzern, der auch bei Volvo das Sagen hat. Jetzt folgt ein radikaler Schwenk in Richtung Elektrifizierung, der sich in einem neuen Namen widerspiegelt: London EV Company, kurz LEVC. Damit nicht genug. Über 325 Millionen Pfund (umgerechnet rund 363 Millionen Euro) wurden in die Entwicklung eines neuen Taxi-Modells und eine neue Fabrik nahe Coventry investiert.

Zwischen Retro-Optik und Moderne
Chris Gubbey, der Chef von LEVC, sieht das Geld gut angelegt: ,Bereits in den nächsten Jahren werden Elektroautos für den kommerziellen Transport in vielen Städten weltweit verpflichtend sein. Hier sehen wir große Chancen für LEVC." Und so entsteht neben dem ganz neuen London-Taxi auch ein elektrischer Kleintransporter. Doch zurück zum Zukunfts-Taxi: Dessen Optik zitiert deutlich die klassischen ,Black Cabs" mit ihren Rundungen, dem hohen Dach und dem großen Grill. Allerdings wurden die etwas verschnörkelten Linien versachlicht, hinzu kommt Tagfahrlicht.

Maximal praktisch
Zur Gewichtsreduzierung bestehen weite Teile des LEVC TX aus Aluminium. Geblieben sind die im 90-Grad-Winkel gegenläufig öffnenden hinteren Türen. Integriert ist zudem eine ausfahrbare Rampe, mit deren Hilfe Rollstuhlfahrer in den Fond gelangen. Sie können sich nun in Fahrtrichtung platzieren. Andere Hilfsmittel für eingeschränkte Passagiere sind eine Induktionsschleife für Hörgeräteträger sowie Haltegriffe und Sitzkanten in Kontrastfarbe für Menschen mit Sehproblemen.

Plug-in-Hybrid auf Volvo-Basis?
Auch der Komfort kommt nicht zu kurz: Bis zu sechs Leute können im LEVC TX mitfahren, dort finden sie Lademöglichkeiten für ihr Smartphone und Wi-Fi. Betont wird die Laufruhe des neuen Taxis, wer jemals in einem ,Black Cab" älteren Jahrgangs mit rumpeligem Saugdiesel saß, wird es zu schätzen wissen. Möglich macht es die Mischung aus Elektromotor mit einem kleinen Benziner zur Verlängerung der Reichweite. 70 Meilen, umgerechnet 112 Kilometer weit, geht es ausschließlich mit Strom. Schaltet sich der Verbrenner dazu, sind bis zu 644 Kilometer möglich. Laut LEVC stammt die technische Expertise von Volvo. Denkbar ist also, dass sich der Antriebsstrang vom Volvo XC90 T8 ableitet, jedoch zugunsten der Elektro-Reichweite und den primären Einsatz in der Stadt umkonstruiert wurde. Dafür spricht auch der Name ,eCity-Plattform".

Bestellung aus Holland
Damit dürfte es nicht um Höchstgeschwindigkeit gehen, sondern um Reichweite und eine gute Beschleunigung im Stadtgewusel. Die Batterie muss übrigens nicht separat geleast werden. Noch laufen Härtetests mit dem TX, die den Wagen sowohl in extreme Kälte als auch extreme Hitze führte. Schließlich hat LEVC, wie bereits erwähnt, internationale Märkte im Blick. Die Auftragsbücher öffnen am 1. August 2017, den Preis nennt LEVC noch nicht. Schon jetzt gibt es aber eine Großbestellung aus ungewöhnlicher Richtung: RMC, einer der größten Taxibetreiber der Niederlande, hat 225 Fahrzeuge geordert, die 2018 ausgeliefert werden. Und London? Die dort für den öffentlichen Transport zuständige Behörde sieht bis Ende 2020 einen Bedarf von 9.000 Taxis, die ,Null-Emissions-fähig" sind.

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