Deutschland ist fraglos eine Auto-Nation. Doch immer öfter steht das Blech aus zumeist einheimischer Produktion im Stau. Im Schnitt verbrachtem die Verkehrsteilnehmer im Jahr 2017 insgesamt 457.000 Stunden im Stau, ein Zuwachs von neun Prozent gegenüber dem Vorjahr. Diese und andere Zahlen hat der Automobilclub ADAC in seiner neuesten Staubilanz ermittelt.

Immer mehr Staus und Baustellen
Für 2017 zählt der ADAC rund 723.000 Staus, das sind etwa vier Prozent mehr als 2016. Auch bei den Staukilometern gab es erneut einen Zuwachs: Sie summierten sich auf eine Gesamtlänge von 1.448.000 – ein Plus von fünf Prozent. Im Schnitt bildete sich damit jeden Tag eine Blechlawine von knapp 4.000 Kilometer. Ursachen für die Zunahme sind die weiter gestiegene Kfz-Fahrleistung – sie nahm nach Angaben der Bundesanstalt für das Straßenwesen (BASt) gegenüber 2016 um 1,3 Prozent zu – sowie die anhaltend rege Bautätigkeit.

Stau-Spitzenreiter NRW
Wie in den Vorjahren entfielen auf die Bundesländer Nordrhein-Westfalen (35 Prozent), Bayern (18 Prozent) und Baden-Württemberg (11 Prozent) etwa zwei Drittel aller Staus. Die Summe der Staukilometer stieg in Nordrhein-Westfalen um 17 Prozent auf rund 455.000, in Bayern war ein Rückgang von vier Prozent auf etwa 283.000 Kilometer zu verzeichnen. Gemessen an der Länge des Autobahnnetzes sind die Stadtstaaten Hamburg und Berlin erwartungsgemäß Stau-Spitzenreiter, bei den Flächenstaaten rangieren aber Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Hessen auf den vorderen Plätzen.

Horror-Autobahn A 3
Von den überregional bedeutsamen Fernautobahnen war wie in den Vorjahren die A 3 die schlimmste Staustrecke. Hier wurden 208 Kilometer Stau je Autobahnkilometer gemessen. Platz zwei belegt die A 5 mit 180 Kilometer vor der A 8 (177 Kilometer). Der mit Abstand am meisten von Stau betroffene Streckenabschnitt war die A 3 von Passau bis Linz. Ursache dafür waren die Kontrollen der Grenzbehörden bei der Einreise von Österreich nach Deutschland. Während die Kontrollen an anderen österreichisch-bayerischen Grenzübergängen zu Staus auf österreichischem Staatsgebiet führten, finden die Kontrollen an der A 3 auf deutschem Gebiet statt und verursachen dabei regelmäßig Rückstaus. Weitere Top-Stauabschnitte sind die A 3, Oberhausen – Köln sowie die A 8 Stuttgart – Karlsruhe.

Rekord-Stillstand im Mai
Der staureichste Tag des Jahres 2017 war Mittwoch, der 24. Mai. Am Tag vor Christi Himmelfahrt staute sich der Verkehr auf insgesamt 10.000 Kilometer. Der im Schnitt stauträchtigste Wochentag war 2017 der Donnerstag mit knapp 5.400 Kilometer Stau. Nur unwesentlich kürzer waren die Schlangen am Freitag und am Mittwoch. Deutlich weniger Staus waren an Wochenenden zu verzeichnen: am Samstag im Mittel 1.650 Kilometer und am Sonntag 1.600 Kilometer.

Lange Staus in der Ferienzeit
Die längsten Staus bildeten sich im Juni (147.306 Kilometer) und im September (143.485 Kilometer). Im Urlaubsmonat August waren es vergleichsweise geringe 110.572 Kilometer. Die wenigsten Staus gab es in den Monaten Januar, Februar und Dezember. Hier waren viele Baustellen beendet oder unterbrochen.

Nachholbedarf beim Ausbau
Damit baustellenbedingte Staus vermieden werden können, sollte laut dem ADAC die Zahl der Fahrstreifen nach Möglichkeit aufrechterhalten werden. Potenzial zur Stauvermeidung bietet auch die Bauzeit. An vielen stauträchtigen Stellen ruhen die Arbeiten oftmals lange. Gleichwohl ist der Druck, Engpässe im Autobahnnetz zu beseitigen, immer noch groß. Von den 2.200 Kilometer Autobahn, die bis 2015 vordringlich hätten ausgebaut werden sollen, konnte bislang nur etwas mehr als die Hälfte realisiert werden.

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