Ob Coca-Cola oder die Tagesschau: Wie hält man Klassiker frisch? Auch bei Fiat stellt man sich diese Frage. Seit über zehn Jahren ist der 500 auf dem Markt, 2016 gab es ein Lifting. Doch inzwischen hat sich die Welt weitergedreht und jeder Autokäufer unter 40 giert danach, mit seinem Smartphone auch im Wagen stets online zu sein. Darauf reagiert Fiat nun mit den Mirror-Modellen der 500er-Familie.
Moderner durch Vernetzung Was verbirgt sich hinter dem „Mirror“, englisch für „Spiegel“? Nun, zunächst ein Sieben-Zoll-Touchscreen mit Bluetooth, SMS-Vorlesefunktion und Sprachsteuerung. Namensgebend ist die Möglichkeit, diverse Inhalte seines Smartphones mittels Apple CarPlay oder Android Auto auf das Display im Fahrzeug zu spiegeln. So ist es beispielsweise möglich, Musik zu streamen oder zu navigieren. Fiat hat damit sicher nicht das Rad neu erfunden, schließlich bieten viele andere Marken ähnliche Lösungen an. Aber die Mirror-Technik frischt die allesamt nicht mehr brandneuen 500er-Modelle sinnvoll auf.
Papi wacht am Smartphone Noch einen Schritt weiter geht die „Uconnect-Live“-App. Hiermit ist man auch unterwegs ständig online und kann beispielsweise Facebook oder Twitter bespaßen. Dazu kommt der „Mopar Connect“-Service. Er stellt bei einem Unfall automatisch den Kontakt zu einem Kundenbetreuer her (OnStar von Opel lässt grüßen) oder lokalisiert das Fahrzeug. Auf dem Smartphone kann sich der Fiat-Besitzer auch informieren, ob die Türen geschlossen sind oder Details zum Kraftstoffvorrat, Batterieladezustand und Reifendruck abfragen. Interessant für besorgte Eltern: Das System schickt einen Alarm aufs Handy, sobald eine vorher eingestellte Geschwindigkeit überschritten oder ein festgelegter Radius verlassen wird. Ein Jahr lang ist der Service gratis, dann kalkuliert Fiat mit rund 80 Euro im Jahr.
Schick mit Stoff Moderne Zeiten also für den Fiat 500, den ich mir für eine Testfahrt in seiner schönsten Variante als 500C mit Stoffdach geschnappt haben. Äußere Erkennungszeichen des „Mirror“-Modells sind verchromte Außenspiegelkappen, Chromdetails am vorderen Stoßfänger, 16-Zoll-Leichtmetallfelgen, Mirror-Logos an den B-Säulen und optional eine 490 Euro teure Lackierung in „Italia Blau“. (Mein Tipp: „Lattementa Grün“ für 350 Euro, ein Mix aus Mintgrün und Türkis.) Innen gibt es logischerweise den Sieben-Zoll-Touchscreen auf der Mittelkonsole, aber auch ein gleich großes Display in der Instrumentenanzeige.
Lohnt die Automatik im 500C? Für den 500 und den 500C Mirror stehen alle Motorvarianten zur Wahl, mein Fahrzeug ist der Basismotor, ein 1,2-Liter-Saugbenziner mit 69 PS. Bewährte Ware, die den Cinquecento schon seit 2007 begleitet und auch Abertausende Panda- und Punto-Besitzer voranbringt. Mein 500er weist zudem die Dualogic-Automatik auf, ein automatisiertes Schaltgetriebe. Da kommen natürlich sofort Gedanken an frühere Smart-Generationen auf, doch so schlimm ist es nicht. Mein Dualogic-500C braucht eine Gedenksekunde, um vom Fleck weg zu kommen, dann funktioniert das System aber besser als erwartet. Sicher, wer genau hinhört, spürt die Schaltpausen, aber sie bremsen den Fiat nicht so krass ein wie seinerzeit den Smart. Mitten im Verkehrsgewusel von Turin muss ich sowieso auf andere Dinge achten, die Arbeit des Getriebes verliert sich aus dem Blick.
Weniger ist nur teilweise mehr Lange Rede, kurzer Sinn: Für die Stadt und kurze Überlandstrecken ist der Basis-Benziner absolut ausreichend, zumal er bedeutet laufruhiger agiert als die stärkeren Turbo-Zweizylinder mit ihrem Rasenmäher-Klang. Allen Cinquecento gemein sind diverse Schwächen im Detail: Man sitzt vorne zu hoch, zudem fehlt es den Möbeln an Seitenhalt. Eine Sitzheizung gibt es nicht für Geld und gute Worte und im Fond geht es ziemlich kuschelig zu. Allerdings ist der Fiat 500C auch nur 3,57 Meter lang.
Auf dem Papier teuer Spieglein, Spieglein an der Wand, was kostet der 500C Mirror in Deutschland? 18.890 Euro ruft Fiat für das Cabriolet auf, die Limousine liegt bei 16.290 Euro. Kein Schnäppchen, immerhin sind neben der spezifischen Mirror-Ausstattung auch eine Klimaanlage, ein Radio und ein Tempomat serienmäßig. Allerdings ist die normale Lounge-Ausstattung beim 500C mit geringeren Umfängen auch nur 1.000 Euro billiger. Unter uns: Im Internet findet man ziemlich günstige 500C Mirror. Ob der saftige Aufpreis von 1.000 Euro für das Dualogic-Getriebe Sinn macht, muss jeder selbst aufgrund seines Fahrprofils entscheiden. Unbedingt Ausschau halten sollten Sie aber nach einem Fahrzeug mit Parksensoren hinten, da die schmale Heckscheibe des Verdecks nicht viel Durchblick bietet.
Wertung
★★★★★★★★☆☆
Natürlich trägt sein Kultfaktor den Fiat 500C erfolgreich durchs Leben. Doch Fiat weiß zum Glück, dass das alleine nicht reicht. Die Einbindung von Smartphones und die Vernetzung sind ein richtiger Schritt. Schade nur, dass es die Technik außerhalb des Mirror-Sondermodells einzig im Paket für die gehobene Lounge-Ausstattung gibt. In Sachen Motor gilt für den Cinquecento die Devise: Weniger ist mehr.