Seien wir mal ehrlich: Kompaktwagen gibt es wie Sand am Meer. Wenn man nicht gerade Volkswagen, Audi, BMW oder Mercedes ist, tut man sich als Autohersteller schwer, das Interesse auf sich zu ziehen. Mazda versucht es bei der dritten Generation seines Kompaktwagens mit auffälligem Design und den ungewöhnlichen Skyactiv-Motoren. Aber auch das Technik-Angebot ist bemerkenswert. Wir haben den im Herbst 2013 startenden Mazda 3 schon jetzt für Sie gefahren.

Rightsizing statt Downsizing
Zum Design wollen wir hier nicht viel schreiben, außer, dass es das genaue Gegenteil der kühlen Linie eines VW Golf ist. Im Großen und Ganzen ist es gelungen, vor allem bei der Stufenheckversion, wo die Rückansicht nicht ganz so massig ist. Ein Kombi wird vom Mazda 3 nicht angeboten. Bei den Motoren setzt Mazda nicht auf den gängigen Downsizing-Trend, sondern schwört auf ,Rightsizing". So verzichten die Japaner bei den Benzinern auf eine Aufladung und spendieren dafür mehr Hubraum. Die Einstiegsvariante ist ein 1,5-Liter-Ottomotor mit 100 PS. Dann folgen zwei Versionen eines Zwei-Liter-Benziners mit 120 und 165 PS. Auf der Dieselseite steht ein 2,2-Liter-Biturbo mit 150 PS.

Starker Vortrieb durch zwei Turbos
Wir fuhren den vom Mazda CX-5 und 6 her bekannten Selbstzünder in Kombination mit der optionalen Sechsgang-Automatik. Mit seiner doppelten Aufladung liefert der Diesel schwungvollen Vortrieb – das dürfte kaum verwundern. Allerdings bremst das Automatikgetriebe spürbar. Erst bei Zuhilfenahme der Schaltwippen lässt sich spüren, wie viel Kraft in diesem Diesel steckt. Auch die Fahrleistungsdaten zeigen die verlangsamende Wirkung der Automatik: Für den Tempo-100-Sprint braucht die Version für Schaltfaule volle 1,6 Sekunden länger als die normale. Das Geräuschniveau der Dieselversion ist meist angenehm. Nur als einmal an der roten Ampel die Start-Stopp-Automatik den Motor nicht abschaltet, hört man den Diesel im Leerlauf dann doch leise vor sich hin rattern. Und das trotz der Piezo-Injektoren, die bis zu neunmal pro Zyklus einspritzen, bei bis zu 2.000 bar, was für einen ruhigen Lauf sorgen sollte.


Schon Euro-6-konform
2,2 Liter für nur 150 Diesel-PS: Da schielt man unwillkürlich gleich mal auf den Normverbrauch. 4,8 Liter auf 100 Kilometer stehen bei der Automatikversion zu Buche. Beim ebenfalls 150 PS starken VW Golf BlueTDI DSG, der von einem Zweiliter-Diesel bewegt wird, sind es nur 4,4 Liter. Mazda ist allerdings überzeugt, im Realverbrauch die Konkurrenz schlagen zu können – den Beweis kann nur ein eingehender Test liefern. Dass wir den BlueTDI als Vergleichsmodell wählten, geschah mit Bedacht. Schließlich hält der Diesel-Mazda genau wie der BlueTDI schon die Euro-6-Abgasnorm ein. Allerdings braucht VW dazu einen NOx-Speicherkatalysator, Mazda schafft es mit innermotorischen Tricks, wie einer für Diesel extrem niedrigen Verdichtung von 14 zu eins.

Head-up-Display light
Mit dem Start-Stopp-System sind wir beim Kapitel moderne Technik angelangt. Denn hier setzt Mazda zur Energiespeicherung nicht auf die normale Starterbatterie, sondern auf einen Kondensator, was den Neustart besonders schnell macht. Auch im Innenraum wird deutlich, dass Mazda auf Modernität setzt. So werden bei der Topversion das Tempo und einige andere Daten auf einer Art Head-up-Display angezeigt. Dieses besteht wie bei Peugeot 3008 und 5008 aus einer kleinen ausfahrbaren Plexiglasscheibe vor dem Fahrerplatz. Während die gefahrene Geschwindigkeit im Head-up-Display erscheint, zeigt das einzige Rundinstrument die Drehzahl. Für Audio- und Klimaeinstellungen sowie die Navi-Karten gibt es ein frei stehendes, Tablet-artiges Sieben-Zoll-Display auf dem Armaturenbrett – die Mercedes A-Klasse lässt grüßen. Die angezeigten Inhalte werden entweder über Touchscreen-Eingaben oder mit dem Drehknopf in der Mittelkonsole gesteuert. Erproben konnten wir das noch nicht, da die Ingenieure noch an dem System herumbosseln – in unserem Testwagen war es deaktiviert.

Technik-Check
Die diversen Systeme für die Unfallvermeidung fasst Mazda unter dem Begriff i-Activesense zusammen. Gerade im Vergleich zum unlängst präsentierten Toyota Auris Touring Sports fällt die Vielzahl an Assistenten auf – Mazda zieht hier mit Premiumanbietern gleich. So sind ein Totwinkelassistent (RVM, Rear Vehicle Monitoring), ein Spurverlassenswarner sowie ein radarbasiertes Auffahrwarnsystem mit Notbremsfunktion erhältlich. Letzteres arbeitet bei Geschwindigkeiten zwischen 15 und 200 km/h. Auf den niedrigeren Tempobereich von vier bis 30 km/h spezialisiert ist das lasergestützte City-Notbremssystem. Auch ein Abstandstempomat sowie Kurvenlicht und eine Abblendautomatik sind verfügbar. Die meisten von den erwähnten Hightech-Elementen sind allerdings nur für die Topausstattung Sports-Line erhältlich. Was in der Extraliste generell nicht zu finden ist, sind adaptive Dämpfer.

Internet? Aha
Ansonsten darf das Internet im Auto offenbar nicht mehr fehlen. Dazu empfiehlt Mazda, eine kostenlose App auf dem eigenen Smartphone zu installieren, die dann die Internetverbindung herstellt und die Inhalte via Bluetooth an das In-Car-Infotainmentsystem überträgt. Mazda setzt auf die Zusammenarbeit mit dem Serviceprovider Aha, der neben Internetradio auch Zugriff auf Facebook und Twitter, Nachrichten, E-Mails und andere Features ermöglicht. Um den Fahrer nicht abzulenken, werden Posts und E-Mails vorgelesen, nicht aber angezeigt.

Ausreichend Platz für Insassen und Gepäck
Der Platz im Fond reicht für mittelgroße Erwachsene aus, es bleiben jeweils ein paar Fingerbreit Raum vor den Knien und über dem Kopf. Der Kofferraum der gefahrenen fünftürigen Schräghecklimousine hat mit 350 bis 1.250 Liter die für die Klasse typische Größe. Die Ladekante liegt allerdings recht hoch. Am Fahrwerk gibt es nicht viel zu kritisieren, es wirkt eher straff, ohne übertriebene Härte zu zeigen. In Kurven neigt sich das Auto nicht allzu stark nach außen. Die befriedigenden Seitenhalt liefernden Sitze tragen zum guten Kurvengefühl bei.

Einstiegspreis: 16.990 Euro
Der Preis für den Mazda 3 Skyactiv-D 2.2 Automatik steht noch nicht fest. Bereits bekannt ist der Mazda-3-Basispreis für die Version mit 100-PS-Benziner von 16.990 Euro. Zum Vergleich: Ein VW Golf 1.2 TSI mit 105 PS ist mit einem Basispreis von 18.675 Euro deutlich teurer als das ähnlich motorisierte Einstiegsmodell des Mazda 3. Ähnlich wie beim Golf Trendline gehören auch zur Grundausstattung des Mazda 3 nur die Basics – wie elektrisch einstellbare Außenspiegel, elektrische Fensterheber, ein Radio mit USB-Anschluss und eine Klimaanlage. Für die Prime-Line sind auch nicht viele Extras bestellbar. Wer mehr will, muss die Version Center-Line bestellen. Ein 120-PS-Benziner in dieser Variante kostet 20.290 Euro.

Wertung

    • ★★★★★★★★★☆

Der Hauptgrund, einen Mazda 3 zu kaufen, dürfte die extravagante und doch gelungene Optik sein. Die ebenfalls ausgefallene Motorentechnik muss erst noch in unabhängigen Verbrauchstests beweisen, dass sie der Konkurrenz ebenbürtig ist. Der gefahrene Diesel bringt viel Fahrspaß, aber das tun andere Selbstzünder der 150-PS-Klasse auch. Eine Besonderheit sind die vielen verfügbaren Technik-Schmankerl – sowas ist sonst Premiumfahrzeugen vorbehalten. Beim Mazda 3 kann man die meisten Features allerdings nur für die Topausstattung bestellen.

+ starker Diesel, viele Technik-Extras
- Diesel-Normverbrauch nicht rekordverdächtig

  • Antrieb
    85%  
  • Fahrwerk
    85%  
  • Karosserie
    90%  
  • Kosten
    85%  

 

Preisliste


Mazda 3 Skyactiv-G 2.0 (120 PS) Center Line

Grundpreis: 20.290 Euro
Ausstattungen Preis in Euro
elektr. Fensterheber vorn Serie
elektr. Fensterheber hinten Serie
elektr. verstellbare Außenspiegel Serie (anklapp- und beheizbar)
Klimaautomatik Serie
Zentralverriegelung mit Fernbed. Serie
CD-Radio Serie (mit Aux- und USB-Eingang)
Tempomat Serie
Xenonlicht im Paket
Nebelscheinwerfer Serie
6 Airbags Serie
City-Notbremssystem SCBS Serie
Abstandstempomat nur für Sports-Line
Fernlichtassistent nur für Sports-Line
Totwinkelassistent optional
Spurverlassenswarner nur für Sports-Line
Licht- und Scheinwerferautomatik im Paket
Sieben-Zoll-Display Serie
Head-up-Display nur für Sports-Line

 

Datenblatt

Motor und Antrieb
Motorart Biturbo-Diesel mit Direkteinspritzung, DOHC, Piezo-Mehrlochdüsen 
Zylinder
Ventile
Hubraum in ccm 2.184 
Leistung in PS 150 
Leistung in kW 110 
bei U/min 1.800 
Drehmoment in Nm 380 
Antrieb Front 
Gänge
Getriebe Automatik 
Fahrwerk
Radaufhängung vorn McPherson-Achse 
Radaufhängung hinten Multilink-Achse 
Räder, Reifen vorn 16x6.5J mit Reifen 205/60 R16 
Räder, Reifen hinten wie vorn 
Lenkung elektromechanische Servolenkung 
Maße und Gewichte
Länge in mm 4.465 
Breite in mm 1.795 
Höhe in mm 1.450 
Radstand in mm 2.700 
Leergewicht in kg 1.405 
Zuladung in kg 600 
Kofferraumvolumen in Liter 350 
Kofferraumvolumen, variabel in Liter 1.250 
Fahrleistungen / Verbrauch
Höchstgeschwindigkeit in km/h 201 
Beschleunigung 0-100 km/h in Sekunden 9,7 
EG-Gesamtverbrauch in Liter/100 km 4,8 
EG-Verbrauch innerorts in Liter/100 km 6,0 
EG-Verbrauch außerorts in Liter/100 km 4,2 
CO2-Emission in g/km 127 
Schadstoffklasse Euro 6 

Bildergalerie: Neuer Mazda 3 im Test