Rund 230.000 Stück wurden im Jahr 2008 vom VW Golf verkauft, dem unangefochtenen Bestseller in Deutschland. Vom Hybridmodell Toyota Prius waren es nur etwa 3.500 Stück. Mit der am 27. Juni 2009 startenden neuen Generation will Toyota raus aus der reinen Öko-Ecke und hinein in den Massenmarkt. Angepeilt werden jährlich 7.000 Stück – ein Massenauto wird das Fahrzeug auch damit nicht. Aber das muss ja nichts Schlechtes sein: Wer sich einen Prius kauft, fällt damit auf und demonstriert Umweltbewusstsein. Wir sind die neue Version gefahren, um zu sehen, was in dem Fahrzeug steckt.

Äußerlich der Alte
Die Länge des Prius ist mit 4,46 Meter kaum verändert. Trotz der stolzen Abmessungen stuft das Kraftfahrtbundesamt das Auto in die Kompaktklasse ein. Äußerlich ist der Hybrid-Toyota trotz einiger Modifikationen der Alte geblieben. Hässlich ist der Prius nicht, aber auch nicht direkt ansehnlich. Vor allem kann die keilförmige Karosserie mit einem cW-Wert von nur 0,25 eine gute Aerodynamik vorweisen. Obwohl das Dach nach hinten abfällt, sitzen mittelgroße Erwachsene im Fond noch angenehm. Und auch der Kofferraum bietet mit 445 bis 1.545 Liter gute Werte. Positiv fällt auch die völlig ebene Ladefläche nach dem Umklappen der Sitze und die Abwesenheit einer beim Herausziehen von Kisten und Kästen störenden Schwelle auf.

Technoider Innenraum
Vorne passen auch größere Fahrer in das Auto, aber sie gucken schon auf den oberen Teil der Frontscheibe. Die Innenraumgestaltung würden wir technoid nennen, wenn es das Wort im Duden gäbe – sagen wir techniklastig. So gibt es ein Head-up-Display, das die Geschwindigkeit in die Frontscheibe einspiegelt – und zwar sogar serienmäßig. Die Instrumente sind in der Mitte des Armaturenbretts untergebracht. Nach einem Druck auf die Knöpfe am Multifunktionslenkrad erscheinen in einer Ebene davor die Bedienoptionen. Der kleine Automatik-Wahlhebel leuchtet bläulich in der Mittelkonsole. Das für das Armaturenbrett verwendete, geriffelte Hartplastik – bekannt vom iQ und Urban Cruiser – zeugt eher von Sparwillen als von einer Liebe zur Haptik. Die Sitze lassen Seitenhalt vermissen.

Weiches Fahrwerk
Aber natürlich fahren Prius-Käufer nicht wie Rennfahrer in die Kurve. Angesichts des Fahrwerks wäre das auch keine gute Idee, denn es ist recht einseitig auf Komfort ausgerichtet. Bei schnellen Lenkmanövern und scharfen Kurven bekommt man ein starkes Wanken zu spüren. Das Fahrwerk passt insofern nicht gut zum Antriebskonzept: Auf der Autobahn, wo einem auf langen Strecken geradeaus die bequeme Abstimmung zugute käme, bringt der Hybridantrieb keine Vorteile. Schon bei gleichmäßig gefahrenem Tempo 120 in der Ebene zeigt der Bordcomputer Werte um 5,8 Liter an. Solche Verbrauchswerte dürfte man mit einem Diesel auch schaffen.

Stärker geworden
Damit sind wir nun endlich beim Thema Hybrid – und damit bei dem Grund, warum man sich einen Prius kauft. Toyota hat das Auto in der neuen Generation nicht nur in puncto Verbrauch, sondern auch bei den Fahrleistungen verbessert. Denn man will weg vom reinen Öko-Image, umweltfreundliches Fahren soll nicht mehr mit Spaßverzicht erkauft werden.

Größerer Verbrennungsmotor
Ein 1,8-Liter-Benziner mit 99 PS ersetzt nun den bisher verwendeten 1,5-Liter-Ottomotor mit 78 PS. Auch der Elektromotor legt zu, und zwar von 50 Kilowatt (68 PS) auf 60 Kilowatt (82 PS). Die maximale Systemleistung steigt von 113 auf 136 PS. Das maximale Drehmoment gibt Toyota nicht mehr an, sagt nur noch, dass es um 23 Prozent gestiegen ist. Da schon beim Vorgänger die schier umwerfende Zahl von 476 Newtonmeter kommuniziert wurde, müsste der neue Prius abgehen wie eine Rakete. Tut er aber nicht, genauso wenig wie der Vorgänger. Subjektiv ist der Fahrspaß mit einem Diesel – auch wenn der vielleicht nur 250 Newtonmeter bietet – allemal größer. Immerhin erhöht sich die Maximalgeschwindigkeit bei der neuen Version von 170 auf 180 km/h, und der Spurt gelingt in 10,4 statt in 10,9 Sekunden. Ein Verkehrshindernis ist man mit dem Prius also nicht.

Trotz mehr PS sparsamer geworden
Der Fahrspaß dürfte für die meisten Prius-Käufer ohnehin weniger interessant sein als der Verbrauch. Der sinkt laut Hersteller von 4,3 auf 3,9 Liter Ottokraftstoff auf 100 Kilometer. Damit ist der Prius klar der sparsamste Benziner auf dem Markt – noch vor dem kleinen Smart. Unrealistisch ist der Herstellerverbrauch nicht, zumindest benötigten wir bei Landstraßenfahrt laut Bordcomputer nicht viel mehr. Auch was die CO2-Emissionen angeht, liegt der Prius weit vorn: 89 Gramm pro Kilometer sind gerade mal ein Gramm mehr, als der Diesel-Smart ausspuckt. Was die sonstigen Schadstoffe angeht, liegt der Toyota-Hybrid vor allem bei den Stickoxiden besser als ein Diesel. Umweltfreundlich fährt man also schon mit unserem sehr sparsamen Prius, das muss man ihm lassen.

Kaum Ersparnis an der Tankstelle
Noch mehr Spaß macht der Umweltschutz, wenn man dabei Geld spart. Hier sieht es beim Prius nicht ganz so gut aus, denn Diesel ist meist günstiger als Super. Dafür brauchen die meisten Dieselfahrzeuge ,litermäßig" etwas mehr Sprit: Ein Golf 1.6 TDI mit 105 PS zum Beispiel, mit 250 Newtonmeter kein Langweiler, benötigt laut Hersteller 4,5 Liter Diesel auf 100 Kilometer. Von den Spritkosten dürften sich die beiden Autos in etwa die Waage halten. Ein Volvo C30 1.6D benötigt mit 3,9 Liter Herstellerverbrauch sogar genauso wenig wie unser Prius. An der Tanksäule spart man mit dem Hybridantrieb kaum.

25.000 Euro, aber gute Ausstattung
Auch in der Anschaffung ist unser Hybridmodell keine Sparidee: Nicht weniger als 24.950 Euro will Toyota für die Prius-Grundversion haben. Zum Vergleich: Den VW Golf 1.6 TDI Trendline bekommt man bereits für etwa 4.000 Euro weniger. Allerdings ist der Prius wesentlich besser ausgestattet. Zur Ausrüstung gehört ein ordentliches Sicherheitspaket – sieben Airbags und ESP – sowie Alufelgen und Nebelscheinwerfer. Auch elektrisch einstellbare Außenspiegel, eine Zentralverriegelung mit Fernbedienung und elektrische Fensterheber für alle vier Türen sind Serie. Für Komfort sorgen ein CD-Radio, eine Klimaautomatik, das Head-up-Display, das Multifunktionslenkrad und ein schlüsselloses Zugangs- und Startsystem. Mit vergleichbarer Ausstattung dürfte unser Golf noch günstiger sein, wenn man aber noch ein DSG dazuordert, um mit dem automatikäquivalenten Planetengetriebe des Prius mithalten zu können, wird sich wohl etwa ein Gleichstand ergeben.

Wertung

  • ★★★★★★★★☆☆
  • Der Prius bietet kein aufregendes Design, nicht überragend viel Innenraum, kein gutes Fahrwerk und nicht viel Fahrspaß. Auch spart man gegenüber einem Diesel weder beim Autohändler noch an der Tankstelle. Einziges Kaufargument bleibt die Umweltfreundlichkeit durch niedrige CO2- und Stickoxid-Emissionen. Ob das reicht, um die Massen zu gewinnen, darf bezweifelt werden. So wird der Prius trotz Verbesserungen wohl das bleiben, was er bisher schon war: ein Liebhaberstück für einen überschaubaren Kundenkreis.

  • Antrieb
    80%
    sehr sparsam, wenig Emissionen
    wesentlich weniger Fahrspaß als bei einem Diesel
  • Fahrwerk
    75%
    komfortabel
    zu weich und wankanfällig
  • Karosserie
    85%
    akzeptabler Sitzkomfort im Fond
    großer Kofferraum
  • Kosten
    75%
    gute Ausstattung
    hoher Basispreis, Spritkosten kaum niedriger als bei Diesel

Preisliste


Toyota Prius

Grundpreis: 24.950 Euro
Ausstattungen Preis in Euro
ABS Serie (incl. EBD und BA)
ESP Serie, mit Gegenlenkunterstützung
ASR Serie
Airbag Fahrer Serie, incl. Knieairbag
Airbag Beifahrer Serie (deaktivierbar)
Seitenairbags vorn Serie
Kopfairbags vorn Serie (durchgehend für vorn und hinten)
Seitenairbags hinten -
elektr. Fensterheber vorn Serie
elektr. Fensterheber hinten Serie
elektr. verstellbare Außenspiegel Serie (beheizbar)
Klimaautomatik Serie
Zentralverriegelung mit Fernbed. Serie
Automatikgetriebe Serie (stufenlos)
Bildschirmnavigation 2.300 (für Prius Life, incl. Einparkassistent)
CD-Radio Serie (incl. MP3-Funktion, Aux-Eingang)
elektr. Schiebedach 1.000 (für Prius Life, mit Solarpanel)
Metalliclackierung 520
Leichtmetallfelgen Serie (15 Zoll)
Sitzhöheneinstellung Serie (Fahrer)
Tempomat Serie bei Prius Life
Lederausstattung Serie bei Executive
Xenonlicht -
Kurvenlicht -
Nebelscheinwerfer Serie
Head-Up-Display Serie
schlüsselloses Zugangs- und Startsystem Serie
Berganfahrassistent Serie
Multifunktionslenkrad, höhen- und längsverstellbar Serie
elektronische Einparkhilfe vorn 330
elektronische Einparkhilfe hinten 290
USB-Anschluss 230
Abstandstempomat und Pre-Crash-System PCS 1.500 (nur für Executive)

Datenblatt

Motor und Antrieb
Motorart Otto-Reihenmotor, Atkinson-Ventilsteuerung, VVT-i, DOHC 
Zylinder
Ventile
Hubraum in ccm 1.798 
Leistung in PS 99 
Leistung in kW 73 
bei U/min 4.000 
Drehmoment in Nm 142 
Antrieb Frontantrieb 
Getriebe stufenlos variable Automatik (Planetengetriebe) 
Fahrwerk
Spurweite vorn in mm 1.525 
Spurweite hinten in mm 1.520 
Radaufhängung vorn McPherson-Einzelradaufhängung, Querstabilisator 
Radaufhängung hinten Torsionslenkerachse 
Bremsen vorn innen belüftete Scheiben (255 mm) 
Bremsen hinten Scheiben (259 mm) 
Wendekreis in m 10,4 
Räder, Reifen vorn 15-Zoll-Alufelgen, Reifen 195/65R15 
Räder, Reifen hinten wie vorn 
Lenkung Zahnstangenlenkung mit elektrischer Servounterstützung 
Maße und Gewichte
Länge in mm 4.460 
Breite in mm 1.745 
Höhe in mm 1.490 
Radstand in mm 2.700 
Leergewicht in kg 1.370 
Zuladung in kg 435 
Kofferraumvolumen in Liter 445 
Kofferraumvolumen, variabel in Liter 1.120 
Dachlast in kg 75 
Tankinhalt in Liter 45 
Fahrleistungen / Verbrauch
Höchstgeschwindigkeit in km/h 180 
Beschleunigung 0-100 km/h in Sekunden 10,4 
EG-Gesamtverbrauch in Liter/100 km 3,9 
EG-Verbrauch innerorts in Liter/100 km 3,9 
EG-Verbrauch außerorts in Liter/100 km 3,7 
CO2-Emission in g/km 89 
Schadstoffklasse Euro 5 
Weitere Informationen
1/moreName 60 kW (82 PS), 207 Nm 
2/moreName NiMH, 202 Volt, 6,5 Ah, 27 kW 
3/moreName 100 kW (136 PS) 
4/moreName 2 km 

Bildergalerie: Raus aus der Öko-Ecke