Der VW Jetta geht mittlerweile schon in die siebte Generation. Die neue Version nutzt erstmals den Modularen Querbaukasten (MQB). Auto-Nerds und VW-Fans wissen, was das bedeutet: Dieser Jetta ist geräumiger als der letzte. So könnte er in die Spitzengruppe der US-Verkäufe aufsteigen – nach Europa kommt der neue Jetta nämlich nicht.

Eher konservatives, aber gefälliges Design
Auch wenn ich das Origami-Design des Honda Civic mag: Nicht jeder findet so viele Falten schön. So könnte die knackig-minimalistische Form des Jetta manchem gefallen. Mit seiner starken Charakterlinie, der übersichtlichen Karosserie und den scharf gezeichneten Leuchten wirkt er angenehm konservativ.

Am besten R-Line
Ich fuhr vor allem den Jetta R-Line, und diese mittlere Ausstattung ist für mich auch die empfehlenswerteste. Der dunkle Kühlergrill und die Spiegelkappen geben dem Auto etwas Sportliches, und die 17-Zoll-Räder – obwohl sie etwas klein aussehen – haben ein schönes Design. Die Chromelemente der höheren Ausstattung SEL dagegen wirken eher billig.

Instrumentendisplay und Acht-Zoll-Mittelmonitor
Das Design des Armaturenbretts und die Innenraum-Materialien sind mehr als akzeptabel. Die zweifarbigen Kunstledersitze im R-Design sind allerdings nicht wirklich mein Ding. Dies weniger wegen ihres Looks (die meisten anderen Tester mochten diesen), sondern wegen des geringen Seitenhalts. Einen großen Sprung nach vorn macht die Cockpit-Technik in den Versionen SEL (umgerechnet etwa 19.800 Euro) und SEL Premium (etwa 29.800 Euro). Ab SEL erhält man die VW-Version von Audis „Virtual Cockpit“: Das 10,25-Zoll-Display kann so konfiguriert werden, dass es alles von einer großen Navigations-Karte bis hin zu Informationen zur abgespielten Musik anzeigt. Die Top-Modelle des Jetta erhalten auch einen Acht-Zoll-Touchscreen anstelle des normalen 6,5-Zöllers. Das sorgt (unter anderem) für eine angenehmere Anzeige bei Apple-CarPlay- oder Android-Auto-Anwendungen.

Mehr Platz innen
Die Gesamtlänge des Autos steigt um etwa vier Zentimeter, der Radstand um rund drei Zentimeter, was dem Innenraum zugute kommt. VW hat den Platz auf Vorder- und Rücksitzbank vergrößert. So ist es für mich mit meinen 1,96 Meter möglich, sozusagen „hinter mir zu sitzen“, wenn auch nicht sehr komfortabel. Für vier 1,75 Meter große Insassen sollte der Platz jedoch leicht ausreichen. Der Kofferraum ist nicht so großzügig wie bei den wichtigen US-Konkurrenten Honda Civic, Hyundai Elantra, Kia Forte oder einigen anderen. Aber mit 400 Liter und serienmäßig im Verhältnis 60 zu 40 geteilt umklappbaren Rücksitzen bietet der Jetta genug für die meisten alltäglichen Bedürfnisse.

Ab Start nur mit 150-PS-Turbo
Alle ab Start verfügbaren Jetta haben einen aufgeladenen 1,4-Liter-Reihen-Vierzylinder unter der Haube, der mit einem gesunden Drehmoment von 250 Newtonmeter und einer leicht enttäuschenden Leistung von 147 PS aufwartet. Bei der Basisvariante Jetta S kann man diese Leistung mit einer Sechsgangschaltung verwalten, aber die meisten Autos werden wohl mit einer sehr komfortablen Nenn-mich-nicht-DSG-Automatik mit acht Gängen verkauft.

Recht hohes Drehmoment und niedriger Verbrauch
Die PS-Zahl ist niedrig im Vergleich zu der Turbomotor-Konkurrenz von Honda, Nissan und Chevy, aber das Drehmoment liegt im Vergleich recht hoch. So fühlt sich der rund 1,4 Tonnen schwere Jetta flott genug an, wenns drauf ankommt – beim Einfädeln, Überholen und Beschleunigen. Wer mehr Fahrspaß sucht, sollte auf den kommenden Jetta GLI warten. Die Vorteile des 1.4T zeigen sich an der Zapfsäule. Der Jetta soll mit Automatik wie mit Schaltung beeindruckende Verbräuche liefern: 30 Meilen pro Gallone (7,8 Liter je 100 Kilometer) in der Stadt, 40 mpg (5,9 Liter) auf der Autobahn und 34 mpg kombiniert (6,9 Liter). Diese Zahlen wirken realistisch. Bei meinen sportlichen Testfahrten blieb ich sogar einige Meilen pro Gallone unter dem kombinierten Verbrauch. Solche Werte werden sonst wohl nur vom Honda Civic, dem Ford Focus 1.0T und dem Hyundai Elantra Eco erreicht oder übertroffen.

Satter und solider
Das Fahrgefühl im Jetta ist viel satter und solider als bei vielen anderen Kompaktlimousinen. Das Auto fährt einfach gut, hat eine gut gedämpfte Aufhängung und die Geräuschdämmung ist sogar noch bei Geschwindigkeiten um die 130 km/h ausgezeichnet. Unsere Testroute war kein Handlingkurs, aber der VW bietet eine angenehme Lenkung und vermittelt ein gutes Kurvengefühl. Der Jetta dreht nicht ganz so schnell ein wie die Pendants von Honda und Mazda, aber das Handling ist hervorragend. Beim schnellen Beschleunigen aus der Kurve heraus profitiere ich von dem Torque-Vectoring-Differential (XDS) des Jetta mit R-Design-Paket. Seltsamerweise bietet das Paket nicht den gleichen Sportmodus wie die Versionen SEL und SEL Premium, was mir auch die VW-Experten nicht wirklich erklären konnten. Doch das Differential des Jetta R-Design funktioniert bei Kurvenausgängen großartig, obwohl die meisten Käufer sich wohl nicht wegen des Fahrverhaltens sondern wegen der Optik für diese Version entscheiden werden.

US-Einstiegspreis: Umgerechnet knapp 16.000 Euro
Der neue Jetta wird derzeit auf dem US-Markt eingeführt. Der Einstiegspreis inklusive Lieferung liegt umgerechnet bei rund 15.700 Euro (ohne Steuern). Das Segment der Kompaktlimousinen schrumpft derzeit zugunsten der kleinen SUVs. Aber für alle US-Käufer, die nach einem preisgünstigen Wagen mit schöner Dynamik und niedrigem Verbrauch suchen, ist der Jetta eine gute Alternative zum Honda Civic.

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