Das zweitürige BMW 3er Coupé gilt seit Jahren als Inbegriff eines gehobenen Mittelklasse-Coupés: Ob als schicker Zweitwagen für die betuchte Ehefrau oder als sportlicher Draufgänger für den erfolgreichen Jung-Manager – je nach Motorisierung spricht der Münchner ein breites Publikum an. Seit der CLK 2009 durch das höher positionierte E-Klasse Coupé abgelöst wurde, fehlte bei Mercedes ein passendes Pendant zum BMW. Mit dem erstmals aufgelegten C-Klasse Coupé hat sich das geändert. Kann sich der neue Herausforderer aus Stuttgart gegen das etablierte 3er Coupé behaupten?

Sportlicher Auftritt für den Mercedes
Von außen betrachtet geben beide Kontrahenten eine elegante Figur ab. Das Klischee ,BMW = jung und sportlich" und ,Mercedes = klassisch und elegant" geht im Falle unserer beiden Testwagen jedoch nicht auf. Dank des 2.499 Euro teuren AMG-Sportpakets inklusive Tieferlegung und 18-Zoll-Rädern legt das C-Modell den dynamischeren Auftritt hin als der puristischer wirkende und mit 17-Zöllern bestückte 3er. Hinsichtlich der Außenabmessungen nehmen sich die beiden Coupés nicht viel. Der Mercedes misst 4,59 Meter, der BMW ist zwei Zentimeter länger. Der Radstand beträgt jeweils 2,76 Meter, daraus resultiert allerdings kein identisches Raumangebot: Sowohl Fahrer und Beifahrer als auch die beiden Fondpassagiere finden im 3er Coupé mehr Platz vor. Das C-Klasse Coupé wirkt vor allem vorne etwas beengt. Hinten, wo sich die Insassen im Mercedes immer auf Einzelsitzen niederlassen, fällt der Unterschied geringer aus. Wer größer als 1,75 Meter ist, wird sich in beiden Fahrzeugen im Fond nicht sonderlich wohl fühlen.

Beide bestens verarbeitet
Die Kabinen unserer zwei Testkandidaten präsentieren sich – wie von den zwei Premiummarken aus Süddeutschland nicht anders zu erwarten – hochwertig, bestens verarbeitet und mit jeder Menge aufpreispflichtiger Extras voll gepackt. Und wie ist es um den Nutzwert der eleganten Zweitürer bestellt? Um es kurz zu machen: ordentlich. In beiden Coupés lässt sich eine angemessene Menge Gepäck transportieren, die Rücksitzlehnen können asymmetrisch umgelegt werden. Der Mercedes (450 Liter) bietet zehn Liter mehr Kofferraum, weist aber eine kleine Stufe im Ladeboden auf. Beim BMW schränken voluminöse Aussparungen für die Radhäuser das Gepäckabteil ein.

Agil unterwegs mit dem BMW
Unsere beiden Vergleichsfahrzeuge werden von Vierzylinder-Einstiegsdieseln mit serienmäßigem Start-Stopp-System angetrieben. Unter der Haube des BMW 320d Coupé arbeitet ein Zweiliter-Aggregat mit 184 PS und Turbolader. Vor allem beim Kaltstart versteckt der Motor seine Dieselgene kaum und zeigt sich alles andere als leise. Dies legt sich, wenn er auf Betriebstemperatur gebracht ist. Ab 1.750 Touren steht das Drehmomentmaximum von 380 Newtonmeter zur Verfügung. Resultat sind ein guter Durchzug und agile Fahrleistungen. Ausdruck dessen sind eine Höchstgeschwindigkeit von 237 km/h und zügige 7,5 Sekunden für den Sprint von null auf Tempo 100.

Mercedes eine Sekunde langsamer
Das Mercedes C 220 CDI Coupé wird von einem aufgeladenen Selbstzünder mit 2,1 Liter Hubraum und 170 PS vorwärts bewegt. Trotz 14 Pferdestärken weniger liefert das Triebwerk mit 400 Newtonmeter mehr Drehmoment als der BMW. In der Praxis merken wir davon allerdings nicht viel. Nicht, dass der 220er-Benz zu schwach motorisiert wäre, aber er ist deutlich weniger spritzig unterwegs als der 320d. Abzulesen ist das im Datenblatt beim Blick auf die Beschleunigung. Mit 8,4 Sekunden benötigt die C-Klasse fast eine volle Sekunde mehr für den Landstraßenspurt als sein Kontrahent. Bei der Geschwindigkeit liegt das Schwaben-Coupé mit maximal 232 km/h dann aber doch fast auf Augenhöhe mit dem Wettbewerber aus München. Klanglich präsentiert sich der C 220 CDI jedoch recht rau und brummig. Sowohl der BMW als auch der Mercedes sind an ein Sechsgang-Getriebe gekoppelt. Während sich die 3er-Schaltbox das Prädikat ,knackig" verdient, fühlt man sich in der C-Klasse eher an ein Rührwerk erinnert: Die Schaltwege sind lang, die Gänge flutschen nicht und aus dem Leerlauf lässt sich der erste Gang häufig nur mit Kraft und Mühe einlegen.

Straff statt auf Komfort gebügelt
Das C-Klasse Coupé besitzt in Kombination mit dem AMG-Paket serienmäßig ein Sportfahrwerk. Statt auf Komfort gebügelt liegt der Mercedes überraschend straff auf dem Asphalt. Auf das üblicherweise bei der Marke mit dem Stern so gerühmte Dahingleiten muss also in diesem Fall verzichtet werden. Belohnt wird man dafür mit guter Kurvendynamik. Die dazu erhältliche Sport-Parameterlenkung agiert direkt, im Vergleich zur angenehmen Lenkung des BMW aber in unseren Augen eine Spur zu leichtgängig. Das Serien-Setup des 3er präsentiert sich hingegen so, wie wir es von den Bayern kennen: sehr sportlich ausgelegt, aber ausgewogener als in der C-Klasse. Preislich nehmen sich die beiden Mittelklasse-Coupés nicht viel: Der 320d kostet mindestens 37.400 Euro, für den C 220 CDI werden 55 Euro mehr fällig. Beim BMW sind dafür bereits Xenonscheinwerfer dabei, im Mercedes gehören Sportsitze mit integrierten Kopfstützen und eine Klimaautomatik zum Serienumfang. Wenig überraschend: Mit zahlreichen Extras lassen sich die Preise beider Modelle schnell in sehr gehobene Sphären treiben.

Wertung

  • ☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆
  • Ist das Mercedes C-Klasse Coupé die komfortablere Alternative zum BMW 3er Coupé? Die Antwort lautet: nein. Zwar ist das C 220 CDI Coupé alles andere als ein schlechtes Auto, doch in vielen Bereichen schneidet das 320d Coupé einfach einen Tick besser ab. Der seit Jahren etablierte Bayer bietet etwas mehr Platz für die Passagiere, der Einstiegsdiesel ist deutlich spritziger und das Fahrwerk präsentierte sich in unserem Test spürbar ausgewogener. Zumindest als 170-PS-Diesel mit Schaltgetriebe und Sportfahrwerk kann die zweitürige C-Klasse nicht mit dem 3er mithalten.

  • BMW 320d Coupé
    90%
    mehr Platz, agiler Antrieb, ausgewogenes Setup
    beim Kaltstart lauter Motor, kleinerer Gepäckraum
  • Mercedes C 220 CDI Coupé
    80%
    mit AMG-Sportpaket sehr dynamisch
    unterlegener Motor, lange Schaltwege

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