Wenn Sie der Meinung sind,dass es schändlich ist, einen Ferrari 488 oder einen Alfa Romeo 4C zu tunen, dann würden wir Ihnen in der Regel Recht geben. Bei den beiden neuesten Projekten des Friedrichshafener Veredlers Pogea Racing verhält es sich allerdings ein bisschen anders. Pogea ist in der Szene bekannt für äußerst radikale Umbauten, bringt einen Abarth 500 schon mal auf über 400 PS. Als radikal kann man sicher auch seine jüngsten Umbauten Ferrari „FPlus Corsa“ und Alfa Romeo 4C „Nemesis“ bezeichnen. Optisch, vor allem aber technisch. Und irgendwie hat es die Mannschaft um Firmenchef Eduard Pogea geschafft, dass die beiden italienischen Preziosen nicht peinlich, sondern eher extrem zweckoptimiert aussehen.

477 PS im Alfa 4C
Starten wir mit dem Nemesis, den der Tuner ganz bescheiden als „den ultimativen 4C“ bezeichnet. Man muss nur einen Blick aufs Datenblatt werfen, um zu verstehen, dass definitiv nicht übertrieben wurde. Denn Pogeas 4C leistet 477 PS und 535 Newtonmeter. Das entspricht im Prinzip einer Verdoppelung der Leistung. Das Drehmoment wächst um 185 Newtonmeter. Und nein, Pogea hat keinen zweiten Motor in die 4C-Front gequetscht. Dafür hat er aber so gut wie nichts vom Serien-Vierzylinder übrig gelassen. Der Hubraum wurde auf zwei Liter vergrößert, dazu kommen eine CNC-gefräste Kurbelwelle, ein CNC-bearbeiteter Zylinderkopf, größere Ventile, größere Nockenwellen, Schmiedekolben und -pleuel sowie ein vermutlich sehr sehr großer Turbolader von Garrett. Die Motor- und Getriebeelektronik hat man entsprechend abgestimmt, was vor allem beim Getriebe (einer Sechsgang-Doppelkupplung) für gewisse Erleichterung sorgen dürfte. Pogeas Alfa 4C Nemesis befördert seinen winzigen Carbon-Leib nun in 3,6 Sekunden auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 308 Sachen. Das sind 0,9 Sekunden weniger beziehungsweise 50 km/h mehr als ab Werk.

4C kriegt XXL-Flügel
Damit der nicht einmal 1.000 Kilo schwere Mittelmotor-Zwerg bei derart viel Schwung nicht abhebt, spendet Pogea ihm einen Heckflügel von wahrhaft epischem Ausmaß. Auch die Frontschürze, die Seitenschweller (samt zusätzlicher Motor- und Getriebeöl-Kühlung) und die Heckschürze ersetzt der Tuner durch eigene Teile aus Autoclav-Carbon. Außerdem wirft er die Heckscheibe raus und verbaut stattdessen einen sogenannten Scoop-Aufbau mit offenen Lamellen. Vorteil: So kriegt der Motorraum mehr Frischluft ab. Dem etwas indiffferenten Fahrverhalten des serienmäßigen 4C dürfte ein KW-Gewindefahrwerk auf die Sprünge helfen. Dazu kommen eigene Räder in 18 und 19 Zoll mit Michelin-Cup-2-Pneus sowie eine MONSTERexhaust-Auspuffanlage (das klingt beim Lesen schon laut) mit Carbon-Endrohren. Den Innenraum des 4C veredelt Pogea auch, wenn sie das wollen. Genau fünf Exemplare des Nemesis wird es geben. Eigentlich nur noch vier, denn einen seiner mattgrauen Giftzwerge hat der Tuner bereits nach Australien verkauft.

488 wird 48 Kilo leichter
Den Preis dieses völlig abgedrehten Alfa 4C verrät Pogea Racing leider nicht. Er wird vermutlich sehr hoch sein. Aber wohl nicht ganz so hoch wie der des neu gedachten Ferrari 488 GTB. Pogea nennt seine Version des Mittelmotor-Superstars FPlus Corsa und wenn Sie wollen, können Sie das gute Stück auf der Luxusmesse Top Marques 2018 in Monaco erleben. Das neue Carbon-Bodykit aus Frontschürze, Heckschürze, aktivem Diffusor, Sidewings, Seitenschwellern und Heckflügel entstammt dem Stift des italienischen Designers Michele Leonello. Man muss es nicht gut finden, wenn ein Ferrari optisch verändert wird, allerdings zählt Leonellos Entwurf sicher zu den gelungeneren. Außerdem spart er – auch dank vieler weiterer Detailänderungen – satte 48 Kilo Gewicht.

150 PS mehr Leistung
Dem glorreichen 3,9-Liter-Biturbo des 488 geht es ebenfalls ans Leder. Pogea verändert die Ansaugung sowie das Motormanagement und installiert eine „klanggewaltige“ Edelstahl-Abgasanlage mit Klappensteuerung und Carbon-Endrohren. So wächst die Leistung auf 820 PS und 900 Newtonmeter. Das sind 150 PS und 140 Newtonmeter mehr als im Serienfahrzeug. Wer das Serienfahrzeug kennt, wird es jetzt kurz mit der Angst zu tun bekommen. Aber offenbar kann man noch geradeaus fahren. Sehr schnell sogar. Von 0-100 km/h geht der FPlus Corsa in 2,8 Sekunden, Schluss ist bei 345 km/h (Serie: 3,0 Sekunden, 330 km/h). Das Fahrwerk des 488 bearbeitet Pogea mit speziellen Sportfedern und hauseigenen Schmiederädern in 9 und 12,5x21 Zoll. 20 Exemplare des Pogea FPlus Corsa soll es geben, vier davon für den europäischen Markt. Der Preis für den Umbau ist nicht bekannt.

Lesen Sie auch:

Bildergalerie: Irre Italiener von Pogea Racing